Wenn Traumberufe sterben!


Erinnerst du dich an dein letztes Jahr in der Schule, wo es darum ging, zu sagen, welchen weg du gehen wirst? Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern. Daran, dass ich verloren war, was sehr leicht untertrieben. Alle um mich herum wussten, was sie werden wollten und wo ihre Reise hingeht. Wie sehr sich ihr leben in den nächsten Jahren verändern wird und wann sie den nächsten Großen schritt planen. Und dann gab es mich. Die absolut keinen Plan hatte, wo sie sein wollte. Aber spulen wir doch mal einige Jahre zurück.

Sie wollten meine Träume nicht sofort töten, es war wie ein Gift, das langsam einsetzte.

Als ich ein Kind war, wusste ich, was ich werden wollte und es war auch allen anderen klar. Sie waren nur nicht sehr begeistert davon. Ich liebte Geschichten und meine Puppen mussten immer darunter leiden. An Geburtstagen habe ich gerne Geschichten erzählt. Mit dem schreiben wurde ich ruhiger und schrieb alles für mich auf. Ich verschwand in der Welt meiner Charaktere. Meine Familie betrachtete das Ganze sehr skeptisch. “Kind, das ist eine brotlose Kunst. Hältst dich wohl für was Besonderes? Du bist keine Autorin, das muss man im Blut haben!” Waren nur einige wenige Sätze, die ich mir anhören durfte. Ich liebte das Schreiben und alles, was dazu gehörte. Zum Schauspielunterricht ging ich, um mehr aus mir und meinen Geschichten rauszuholen. Ihre Worte aber verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie wollten meine Träume nicht sofort töten, es war wie ein Gift, das langsam einsetzte. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Es machte etwas mit mir.

Heimlich war mein größter Freund!

Trotzdem schrieb ich irgendwann heimlich. (So heimlich auch nicht. Ich wurde im Unterricht ständig erwischt) Meine Mum war nicht nur einmal deswegen in  der Schule. Irgendwann kam dann das gefürchtete Gespräch und ich hatte einfach keine Antwort. Was wollte ich werden? Es ist nicht so, dass die Schule mich nicht interessiert hätte, aber ich habe nur die Fächer gerne gemacht, wo ich einen Sinn sah. Ich konnte halt nur schreiben und habe das auch gerne gemacht. Also fing ich an, Berufe zu wählen, die mir gefallen könnten. Über Kosmetikerin zur Automobilkauffrau über zur Fitnesskauffrau war einiges dabei. Am Ende schmiss ich mehr Sachen hin, als jemand blinzelte.

Doch ich habe einen abgeschlossen Beruf. Ich bin Immobilienkauffrau, es ist nicht gerade mein Lieblingsjob gewesen, aber ich mag alte Häuser und ihre Geschichten. Und zu wissen, wie man Immobilien kauft und verkauft, ist immer gut. Ach ja und ein Fernstudium Abschluss im Marketing habe ich auch. Der eigentlich auch nur einem Zweck dient. Zu wissen, wie man seine Bücher richtig vermarktet.

Die Zeit war mein Feind!

Aber ich will ehrlich mit dir sein. Nach der Schule hatte ich keine Zeit zu schreiben. Ich habe es verdrängt und habe versucht, nicht daran zu denken. Habe mich mit Dingen und Menschen beschäftigt, die nicht in mein Leben passten. Meine wirkliche Persönlichkeit war begraben und ich liebte das Drama. In meinen Geschichten konnte ich das immer ausleben, aber im wirklich leben ohne Ventil war ich eine tickende Zeitbombe.

Es war, als würde mein Inneres nach außen wollen. Überall sah ich Geschichten und neue Charaktere. Trotzdem hatte ich das Gefühl, zu weit weg zu sein von all den Dingen. Ich war zu alt und kann jetzt unmöglich zurück. Doch das Leben meinte es gut mit mir. Meine Arbeit als Fitnesstrainerin hasste ich, und als ich eines Abends nach Hause fuhr, hatte ich einen Unfall. Ich konnte nicht arbeiten und keinen Sport machen. Zu meinem Leidwesen wurde ich krank und ich dachte, ich fange wieder bei null an. Das tat ich auch, denn die Ärzte rieten mir dringend einen weg zu finden, um zu entspannen.

Das Leben meinte es gut mit mir!

Ich fing an zu schreiben und es dauerte ein halbes Jahr, bis ich fertig war. Alles, was ich in den letzten Jahren erlebte hatte, platzte aus mir heraus. Im selben Jahr schrieb ich auch mit fünf Freunden Johnnys Weihnachtsgeschichte für einen guten Zweck. Das war das erste Mal, das jemand zu lesen bekam, was ich geschrieben hatte. Von da an gab es kein Halten mehr. Ich war stolz und voller Endorphine. Die ganze Welt sollte es wissen und dann kam das Ende. So schnell alles anfing, so schnell endete es auch wieder. Ich ruhte mich aus auf meinem Erfolg. Das war der erste richtige Erfolg meines Lebens. Danach hatte ich Angst. Es kam die Verunsicherung und ich wollte mich verstecken. Das tat ich ganze fünf Jahre lang.

Ich entdeckte meine wahre Liebe!

Ich schrieb, wann immer ich konnte und redete wenig darüber. (Ganz, nachdem Motto, was du liebst beschütze.)Mit jedem Tag fand ich zurück zu mir. Es gab noch Probleme und ich hing das schreiben an den Nagel für einen Kerl. (Was ich niemanden empfehlen würde.)Ich dachte, ich bräuchte etwas anderes als das Schreiben. Dabei war das immer noch das Gift, das in mir wirkte. Nichts machte mich glücklicher als ein Stift und Blattpapier. Die Menschen um mich herum bemerkten es nicht, aber wenn ich nicht schrieb, war ich gestresst, unzufrieden und gereizt. Es mag sich verrückt anhören, aber das Schreiben gibt mir so viel und ich kann manchmal nicht verstehen, wieso es so ist.

Autorin ist kein Traumberuf!

Wenn du mich fragen würdest, was mein Traumberuf ist, wäre meine Antwort Autorin. Du würdest dieses Glitzern in meinen Augen sehen und ein Lächeln, was meinen Mund umspielt. Trotzdem sagen viele Menschen zu mir, das ist kein Traumberuf. Er ist schlecht bis gar nicht bezahlt. Du stehst ständig unter Druck. Man braucht Glück und Durchhaltevermögen. Das kann nicht immer nur Spaß machen. Das sind alles richtige Punkte. Sind wir aber ehrlich, welcher Beruf macht immer Spaß? Wo stehst du heutzutage nicht unter Druck? Gibt es noch gut bezahlte Berufe?

Meine Ansicht ist nicht deine Ansicht!

Ich finde nicht, dass Arzt ein Traumberuf ist und auch nicht Autoverkäufer. Es geht aber nicht um mich. Sondern nur um dich. Wenn es dein Traumberuf ist, dann sage das und kämpfe dafür. Scheißegal, was andere dazu sagen. Wenn du dafür brennst, ist es das Richtige für dich. Wir sollten unsere Äußerungen anders formulieren. Es ist nicht MEIN Traumberuf, trotzdem kann es EIN Traumberuf sein. Es ist verletzend zu hören, wenn die eigenen Träume nicht ernst genommen werden. Wenn gesagt wird, es ist kein Beruf für dich und schon gar kein Traumberuf. Glaub mir, wenn du es als dein Traumberuf empfindest, ist es auch ein Traumberuf. Höre nicht auf diese Menschen, die der Meinung sind, nur weil es für sie keiner ist, dass es für alle gilt. Jeder Beruf ist ein Traumberuf, ob wir uns das jetzt vorstellen können oder nicht.

Am Ende ist mir bewusst, was ich aufgebe!

Ich liebe das schreiben und mir sind die Opfer bewusst, die ich erbringe. Das tue ich aber gerne und mit Liebe. Ich muss nicht jeden Tag schreiben, ich will jeden Tag schreiben. Trotzdem gibt es Tage, an denen auch ich mal eine Pause mache. (Na gut eigentlich nicht, weil ich schreibe jeden Tag Tagebuch.) Es gibt Phasen, da bin ich so im Flow, dass ich Essen und Trinken vergesse und das für mehrere Stunden. Viele sagen, es ist nicht optimal, aber es ist der kreativste Zustand, den wir haben können. Ich vereinbare, treffen nur spontan und das wissen alle um mich herum. Es gibt Tage, da melde ich mich nicht bei meinen Freunden, weil ich im Schreibmarathon bin. Das kann auch mal Wochen dauern.

Dieses Leben mag nicht für jeden erstrebenswert klingen und man muss schon leicht besessen sein. Trotzdem könnte ich mir nie etwas anderes vorstellen.

Dieses Jahr ist unseren Traumberufen gewidmet!

Dieses Jahr widme ich mich ganz meinem Traum. Ich nutze das ganze Jahr zum schreiben und gebe dem Ganzen die Chance, die es verdient. Eine Chance wahr zu werden. Kein Hindernis ist zu groß, wenn wir bereit sind, Opfer zu erbringen. Wenn ich eins gelernt habe, es wird immer Opfer geben. Für das, was man liebt, sind diese Opfer aber ertragbar. 

Noch was anderes! Sollte es dein größter Wunsch sein, Mutter zu werden und keine Karriere zu machen, ist das absolut ok. Das ist dein Traum und du wirst diesen Job mit so viel Hingabe und Leidenschaft machen und eine großartige Mutter sein. Das wollte ich dir noch sagen, damit wir auch die Jobs beachten, die keine sind. Warum eigentlich nicht? Mutter zu sein ist genauso ein Fulltime Job wie alles andere auch und es kann ein großer Traum sein. Für andere ist das nicht so wichtig, aber das spielt keine Rolle. Tue das, was dich glücklich macht. Wir haben nur ein Leben, wir sollten es bestmöglich nutzen.

 

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