Warum die Fotografie so wichtig für mich als Autorin ist!


Als ich meinen ersten Lost Place besucht habe, war ich gerade elf Jahre alt. Die Familie meiner Freundin hatte ihren Garten direkt in der Nähe von unserem alten Wasserturm. Wir waren neugierig, also gingen wir dorthin. In dem Alter strahlte er auch immer etwas Mystisches aus.

Schon seit mehreren Jahren war er stillgelegt und ein beliebtes Ziel für sehr viele Menschen. Inklusive uns jungen Küken. Während meine Freundin diesen Wasserturm eher gruselig fand, war er für mich ein Reich in die Fantasie. Die bauten daneben, die komplett runtergekommen waren, sahen aus wie ein altes Internat. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Als wir endlich an dem Wasserturm ankommen und er in voller Pracht vor uns stand, war das erste an das ich dachte, dass an dem offenen Fenster ein Mädchen im weißen Kleid steht. Ich nahm meinen Fotoapparat( damals musste man die Filme noch entwickeln lassen) und knipste drauflos. Ich fotografierte alles, was mir in den Sinn kam. Alles was ich scheinbar brauchte. Ich hatte Angst auch nur das kleinste Detail zu vergessen.

Am selben Tag bat ich meine Mum darum, den Film entwickeln zu lassen. Eine Woche später war er dann da. Ich breitete meine Fotos vor mir aus und fing an zuschreiben. Das Mädchen im Wasserturm ist jetzt nicht der beste Titel, aber durch die Fotos konnte ich alles genau beschreiben.

Alles verändert sich, auch unsere Erinnerungen!

So wie es damals aussah, sieht es heute dort nicht mehr aus. Alles wurde restauriert und auch der Wasserturm wurde wieder instand gesetzt. Die wenigsten erinnern sich daran, wie er damals aussah und welche komischen Geschichten man sich über ihn erzählte. Und dann gab es da noch mich, die den Mythos rund um den Wasserturm noch weiter spinnte und zu Papier brachte.

Papier ist geduldiger als die Menschen, sagt man und so sind auch Fotos viel geduldiger. Heutzutage kann man alles Digitalisieren und viel mehr Fotos machen, aber damals war alles begrenzt. Man ist bewusster mit der ganzen Sache umgegangen.

Ich habe sehr viele Orte bereist und viel Inspiration in der Welt gefunden. Wenn ich mich an alles ganz genau erinnern würde, würde ich vermutlich irgendwann überlaufen. Deswegen hielt ich schon immer alles fest. Lustige Momente, traurige Momente, Orte, die mich faszinierten, unheimliche Orte und Orte, die mich inspirierten. Jedes Mal, wenn ich mir eins dieser Bilder anschaue, weiß ich, welche Geschichte ich damit erzählen wollte.

Alles erzählt eine Geschichte, ob wir es glauben oder nicht!

Aber nicht nur ich erzählte eine Geschichte, sondern auch die Bilder selbst. Ich kann in jedem Bild eine Geschichte sehen. Es ist egal, ob es gemalt oder fotografiert ist. Alles trägt seine eigene Geschichte mit sich herum. Ich fing also an, mir darüber Gedanken zu machen, was diese Bilder mir wirklich bedeuteten.

Auch Gegenstände oder Kleidungsstücke erzählen eine Geschichte und nicht immer werden wir sie erfahren. Wie sind diese Dinge an diesen Ort gekommen? Wo ist ihr Besitzer? Auch wenn wir viele Dinge nicht erfahren werden, sind sie ein Teil von unserer Geschichte, sobald wir ihnen begegnen. Oft sind diese kleinen Dinge schnell wieder vergessen. Wenn du wüsstest, was ich alles schon auf Lost Places gefunden habe und mich bis heute frage, wie es dort hinkam. ( Ein Segelboot in einer verlassene Brauerei, war schon ein Highlight)

Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Gegenstände, Kleidungsstücke, Fotos, Videos und Geschichten das alles hat für uns kaum noch eine Bedeutung. Jeden Tag gibt es etwas Neues, was man haben will, was besser und toller ist. Dabei verliert man schnell den Blick für die wirkliche Schönheit des Lebens.

Bilder sagen auch viel über uns aus, auch wenn wir sie fotografieren!

Man sah in den Bildern, wie ich mich fühlte. Je nachdem, wie ich Fotos aufnehme, erkennt man noch heute, ob ich eher hektisch oder ruhig war. Ob ich traurig war oder glücklich. Was ich in diesem Motiv gesehen habe oder ob es seine eigene Geschichte hat. Viele mögen das nicht erkennen, aber es ist so viel mehr, als wir mit dem bloßen Auge oft wahrnehmen.

Ein Gemälde hat so viel Gefühl ins sich und erzählt seine ganz eigene Geschichte, aber die wenigsten erkennen sie.

Ein Gemälde kann man entweder bedeutungslos finden oder erkennen, was der Künstler aussagen will, aber es hängt von dir ab. Genauso ist es mit einem Foto oder Video. Videos Interpretieren ist aber meist leichter. Fotos haben, die macht uns an vergangene Tage zu erinnern. Uns zu zeigen, wie wir uns in Momenten fühlten und welche Geschichte über uns erzählt wird.

Jede Art von Kunst führt uns alle zusammen. Deswegen können wir auch alles miteinander verbinden. Wir müssen uns nicht auf eins versteifen. Wenn wir gerne fotografieren und schreiben, können wir das nutzen. Musik ist essenziell für mich beim Schreiben. Das Malen nutze ich oft zum runterkommen und zu musizieren ist ein ganz eigener Weg zu einer Geschichte.

 

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